Die Flugfähigkeit der Vögel erfordert im Vergleich zum Säuger eine intensivere Versorgung der Muskulatur mit Energie und Sauerstoff bzw. einen rascheren Abtransport der Stoffwechselschlacken. Ein Vogelherz ist deshalb um 1,4‑ bis 2,0 mal größer als dasjenige eines gleichgroßen Säugers. Die Herzfrequenz ist vogelartspezifisch unterschiedlich hoch und kann in Belastungssituationen bei manchen Kleinvögeln (z. B. Nektarvögel, Astrilde oder Amadinen) im Schwirrflug spontan bis auf über 1000 Schläge/Minute beschleunigt werden, um in Ruhephasen schnell auf die Ausgangswerte von 200‑400 Schläge/Minute zurückzufallen. Obwohl sich das Studium der Herz- und Kreislauferkrankungen des Vogels noch im Anfangsstadium befindet, können hier bereits beachtenswerte Behandlungserfolge aufgezeigt werden, insbesondere mit Medikamenten, welche die Vor- und die Nachlast des Herzens senken.
Blutungen können neben verletzungsbedingten Ursachen auch auf Blutgerinnungsstörungen (z. B. bei Fettleber oder Vitamin K– Mangel nach längerem Antibiotika-Einsatz) zurückzuführen sein. Das Vermögen des gesunden Vogels, einen akuten Blutverlust auszugleichen, ist groß. Entsprechend der Lokalisation der Blutung muss die Blutstillung (als Notfallbehandlung) sofort z. B. durch Druck auf die blutende Stelle erfolgen (dabei Atmung des Vogels nicht behindern!), um anschließend eine Schließung der blutenden Wunde durch entsprechende Medikamente bzw. chirurgische Methoden zu erreichen. Als geeignetes Hausmittel kann dazu bei Krallenverletzungen auch Handseife benutzt werden. Die blutende Kralle wird hierbei in das feuchte Stück Seife gedrückt, bis die Blutung zum Stehen kommt.
Entgegen einer weit verbreiteten Meinung zählen Ziervögel nicht zu den generell schockgefährdeten Tieren. Die nach einem Fangen von Kleinvögeln auftretenden Todesfälle lassen sich in der Regel auf Erstickung durch unangemessenen Druck auf das Brustbein zurückführen. Neben verletzungsbedingten und infektiösen Einflüssen führt insbesondere bei erkrankten Ziervögeln eine ungewohnt lange Behandlung der Tiere unter Fixierungsmaßnahmen zum Kreislaufkollaps. Ein Kreislaufkollaps wird beim Vogel des weiteren bei Überbesatz während des Transportes vor allem im Sommer (Schock durch Überhitzung) sowie als Narkosezwischenfall registriert. Anzeichen für einen Kollaps sind Schnappatmung mit abgespreizten Flügeln und breitgestellten Beinen (meist auf dem Käfigboden), eine unregelmäßige Atmung bzw. Atemaussetzer und / oder Krampfanfälle. Die Behandlung eines Schocks ist immer eine Notfallmaßnahme und richtet sich nach den vorhandenen Möglichkeiten (Sauerstoffzufuhr, Injektionen, Infusion). Der betroffene Vogel muss sofort von möglichen Belastungsfaktoren abgeschirmt werden, z. B. durch Verbringen in einen abgedunkelten, ruhigen und kühleren Raum. Eine freie Atmung muss, z. B. durch Austupfen der Schnabelhöhle, sichergestellt werden.