Diese Infektionskrankheit der Psittaciden ist nach ihrem Entdecker benannt. Es handelt sich um eine seit 1930 bekannte Viruskrankheit. Die Infektion kann bei vielen Papageien- und Sitticharten akut und tödlich verlaufen. Im Gegensatz zu anderen Viruserkrankungen wie beispielsweise PBFD, Polyoma oder PDD, bei denen meist über einen längeren Zeitraum verteilt Krankheitsfälle auftreten, sind für Pacheco oft sehr hohe Erkrankungs- und Todesraten (bis zu 70%) innerhalb weniger Tage typisch. Glücklicherweise haben Pacheco-Ausbrüche in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen. Denn sehr oft wurde die Erkrankung durch Importvögel eingeschleppt. Der Erreger gehört zu den Herpesviren. Herpesviren kommen auch beim Menschen vor, z.B. bei dem so genannten (schmerzhaften aber ansonsten ungefährlichen) „Lippenherpes“. Auch wenn der Pacheco-Erreger für den Menschen völlig ungefährlich ist, so haben Herpesviren doch eines gemeinsam: Sie können über sehr lange Zeit im Organismus „schlummern“ und werden teilweise erst nach mehren Jahren(!) durch Stressfaktoren reaktiviert.
Krankheitsanzeichen
Meist erfolgt die Erregereinschleppung durch zugekaufte Papageienvögel. Zum Krankheitsausbruch kommt es dann im Zusammenhang mit Stress oder anderen begünstigenden Faktoren. Das Pacheco-Virus wird dabei reaktiviert und in hohen Dosen hauptsächlich über den Kot ausgeschieden. Die Inkubationszeit ist sehr kurz (4 bis 10 Tage). Mögliche Krankheitsanzeichen sind: Apathie, Appetitlosigkeit, vermehrter Durst und teilweise Erbrechen. Typisch ist Durchfallkot, der intensiv gelb bis gelbgrün oder blutig ist. Der Tod tritt innerhalb weniger Stunden bis Tage ein.
Diagnose
Bereits in der Sektion verendeter Vögel fallen deutliche Veränderungen hauptsächlich an der Leber (stark geschwollen, mürbe, verfärbt, mit Blutungen und Nekrosen) sowie der Milz und Nieren (ebenfalls stark geschwollen) auf. Ob diese Veränderungen wirklich durch das Pacheco-Virus hervorgerufen wurden, lässt sich durch weiterführende Untersuchungen klären.
Bekämpfung
Bei einem Pacheco-Ausbruch ist schnelles Handeln erforderlich. Durch gezielte Behandlungsmaßnahmen kann der zu erwartende Schaden minimiert werden. Alle noch nicht infizierten Tiere lassen sich gut durch Injektionen von Paramunitätsinducern schützen (wenn die Erstinjektion 24 Stunden vor der Infektion erfolgt). Gegebenenfalls müssen diese Injektionen in Abständen von 2-3 Tagen wiederholt werden, bis der Infektionsdruck abgenommen hat. Bei bereits infizierten und erkrankten Vögeln kann ein Behandlungsversuch mit der Gabe von antiviralen Medikamenten durchgeführt werden. Herpesviren gehören zu den wenigen Virusinfektionen, gegen die diese Medikamentengruppe mit Erfolg eingesetzt werden kann.
Eine Senkung des Infektionsdrucks lässt sich am Effektivsten erreichen, wenn sofort alle erkrankten Tiere aus dem Bestand in eine (notfalls auch notdürftig eingerichtete) Kranken- oder Quarantänestation verbracht werden. Der Kot als Hauptinfektionsquelle sollte so oft wie möglich entfernt und die Volieren gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Zusätzlich sollte das Immunsystem stimuliert und Stress vermieden werden. Weiterhin sollte der Stoffwechsel insbesondere der Leber entlastet werden. Neben leberschützenden Präparaten ist dies durch die Verfütterung von fettarmen Sämereien, Zufuhr von Aminosäuren und Vitaminen möglich. Bestände, in denen die Pacheco-Krankheit aufgetreten ist, können durch bestandsspezifische Impfstoffe sehr gut vor einem erneuten Ausbruch geschützt werden.
Im Vordergrund der Prophylaxe steht jedoch nach wie vor die serologische Untersuchung von Blutproben auf Pacheco-Antikörper, die während der Quarantänisierung der Vögel nach Zukauf oder im Rahmen einer Bestandsuntersuchung durchgeführt werden sollte. Hierbei werden auch Trägertiere, die über Jahre klinisch gesund erscheinen, aber trotzdem das Virus ausscheiden können, erfasst.