Der allgemeine Aufbau des Knochengewebes von Vögeln ist ähnlich wie bei Säugern. Im Vergleich zu den übrigen Wirbeltieren weisen die Knochen von Vögeln aber einige Besonderheiten auf, die im Zusammenhang mit dem Fliegen von Bedeutung sind. Der Hauptunterschied zu den Säugern und Reptilien liegt neben dem hohen Anteil anorganischer Substanz des Vogelknochens in der Pneumatisation diverser Knochen mit dem Ziel, das Skelett leichter zu machen. Pneumatisation bedeutet, dass der Markraum der Knochen von Luftsäcken ausgekleidet und mit Luft gefüllt ist. Eine weitere Eigenart des Vogelskeletts ist die Bildung von so genanntem medullären Knochengewebe vor Beginn der Legeperiode. Diese Knochengewebe dienen als Kalziumspeicher. Ist für die Eischalenbildung nicht genügend Kalzium verfügbar, wird der medulläre Knochen abgebaut. Schwankungen in der Kalziumversorgung durch die Ernährung können so in gewissen Grenzen ausgeglichen werden.
Es werden drei Krankheitsbilder eines mangelhaften Kalziumgehaltes im Skelett unterschieden:
Eine Behandlung dieser Mangelerkrankungen ist von komplexer Natur. Abgesehen von einzelnen Knochenbrüchen, welche natürlich sofort chirurgisch behandelt werden sollten, ist eine chirurgische Korrektur der Knochenveränderungen oft erst nach Abstellung des Ca-, P- und Vit.-D-Mangels sinnvoll.
Zu den langen Röhrenknochen zählt man die Knochen der Flügel und der Beine. Die chirurgische Behandlung von Knochenbrüchen (Osteosynthese) bei Vögeln entspricht im Wesentlichen dem Vorgehen bei Säugern, wobei physiologische Besonderheiten des Vogels (z. B. Pneumatisation) zu beachten sind. Im Vergleich zum Säugerknochen heilt der Knochen von Vögeln schneller. Dieses Phänomen hängt mit der höheren Stoffwechselrate bei Vögeln zusammen.
Das Rumpfskelett des Vogels besteht aus der Wirbelsäule, den Knochen des Schultergürtels (Clavicula, Coracoid und Scapula), den Rippen, dem Brustbein und den Beckenknochen.
Die Wirbelsäule wird in die Abschnitte Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule, Synsacrum, Schwanzwirbelsäule und Pygostyl unterteilt. Mit Ausnahme der Halswirbelsäule weist das Rückgrat des Vogels einen hohen Grad der Verwachsung auf. Dadurch ergibt sich die für das Fliegen notwendige Stabilität.
Bei Brüchen einzelner Teile des Rupfskeletts kommt es in Abhängigkeit der Schwere der Verletzungen zu unterschiedlichen Krankheitsbildern, welche von leichtem Hängenlassen eines Flügels bis zur Fortbewegungsunfähigkeit des Vogels reichen. Nach Sicherung der Diagnose unter Heranziehung einer Röntgenuntersuchung kann die Behandlungsempfehlung von „fünf Wochen Käfighaltung“ bis zu „komplizierter chirurgischer Eingriff“ lauten.
Luxationen sind als Notfälle zu betrachten, da es bereits nach drei Tagen zur bleibenden Schädigung durch bindegewebige Einlagerungen am Gelenk als Reaktion auf die Luxation kommen kann. Eine vollständige Heilung ist dann nicht mehr möglich. Die Behandlung erfolgt nach Sicherstellung der Diagnose mittels Röntgen in einer schnellstmöglichen Reponierung (Einrenken) des Gelenkes unter Narkose. Durch Anlegen eines Verbandes kann ein Rückfallrisiko minimiert, aber nicht ausgeschlossen werden, da meist wichtige Sehnen und Bänder gerissen sind. Oft ist das Allgemeinbefinden eines Ziervogels dabei aber kaum beeinträchtigt.
Besonders bei Wellensittichen, aber auch bei anderen Vogelarten kommt es vor, dass Nestlinge ihre Füße weit von sich spreizen und demzufolge nicht „gehfähig“ werden. Während der ersten Lebenswochen ist das Wachstum des gesamten Bewegungsapparates äußerst intensiv und Fehlbelastungen können sehr schnell dazu führen, dass es zu Deformierungen des noch knorpeligen Skelettsystems kommt. Die Ursache für das „Spreizen“ liegt in einer nicht genügend griffigen Nestunterlage. Die Jungvögel rutschen bei Aufstehversuchen mit ihren Füßen seitlich ab, sodass sich schließlich die Hüftgelenke entsprechend deformieren. Dem Problem kann weitgehend vorgebeugt werden, indem der Boden des Nistkastens in Mulden-Form und möglichst griffig (z. B. geflochtenes Material) gestaltet wird. Werden „Spreizer“ rechtzeitig erkannt, so ist die Behandlung meist einfach und von dauerhaftem Erfolg. Beide Füße müssen durch Schnüre oder Ähnliches in den gewünschten (physiologischerweise: parallelen) Abstand gebracht werden. Besonders gut eignet sich dafür die Nutzung eines Gummibandes (z. B. Einweckgummi). In das entsprechend zugeschnittene Stück Gummi wird im Abstand der normalen Beinstellung je ein Loch gestanzt, welches in etwa der Ringgröße des Vogels entspricht. Ausgehend von diesen beiden Löchern setzt man zur Mitte hin einen kleinen Einschnitt, um Fußabschnürungen beim Wachsen des Fußes vorzubeugen. Das so vorbereitete Stück Gummiband wird nun mit den gestanzten Löchern über beide Füße bis unterhalb der Sprunggelenke geschoben, sodass diese in dem gewünschten Abstand gehalten werden und trotzdem noch eine gewisse Bewegungsfreiheit haben. Das Band kann entfernt werden, sobald der Vogel wieder in der Lage ist, selbständig beide Beine sicher in der Normalposition zu halten und zu bewegen (erfahrungsgemäß nach ca. 7-10 Tagen). Wird eine Gliedmaßenfehlstellung erst erkannt, wenn die Verknöcherung des Skelettes bereits stark fortgeschritten ist, so kann sie später immer noch auf chirurgischem Wege ausgeglichen werden.
Der Schädel von Vögeln hat diverse Charakteristika. Hierzu gehören die vergleichsweise großen Augenhöhlen und der große Gehirnschädel (Cranium) sowie die Pneumatisation nahezu aller Kopfknochen. Der Oberschnabel besteht aus Praemaxilla (Os praemaxilare) und Nasenknochen (OS nasale). Der Oberkiefer ist bei einigen Ziervögeln, z. B. den Papageien, aktiv beweglich. Der Unterkiefer besteht nicht wie beim Säuger aus einem, sondern aus fünf zusammengesetzten Knochen. Die Verbindungen zwischen den Schädelknochen bleiben im Gegensatz zu den Säugern nicht zeitlebens als Verbindungen bestehen, sondern es kommt zu einer vollständigen Verwachsung. Ein besonderes Organ des Vogelschädels ist der Sinus infraorbitalis. Dieses komplizierte Gebilde, das sich im Schädel verzweigt und Fortsätze bis in den vorderen Bereich der Halswirbelsäule aufweist, ist wabenartig mit den Knochen verbunden.
Die meisten Probleme am Kopfskelett bei Ziervögeln betreffen den Schnabel. Die häufigsten Erkrankungen des Schnabels sind Brüche (Frakturen), Kreuzschnabel und Vorbiss. Im Vergleich zu den Missbildungen (Kreuzschnabel und Vorbiss) sind Frakturen selten. Schnabelveränderungen können die Folge einer Verletzung, von Fehlernährung, einer Erkrankung im Bereich der Wachstumszone, oder einer Virusinfektion (PBFD) sein. Erblich bedingte Schnabelveränderungen sind selten. Die Verwendung von Prothesen analog der humanen Zahnprothesen zur Korrektur solcher Missbildungen ist in der Vogelmedizin nur bedingt möglich. Oft besteht eine effektive Behandlung im regelmäßigen Zurückschleifen des ungenügend abgenutzten Schnabels. Dank der großen Anpassungsfähigkeit der Tiere ist diese Methode meistens lebenserhaltend und verbessert die Lebensqualität des Vogels außerordentlich.
Schnabelfrakturen sind oftmals die Folge von Aggressionsverhalten des Partnervogels (besonders Kakadus). Dabei kommt es zu Spaltfrakturen oder ein Stück Schnabel ist abgerissen. Schnabelfrakturen sind meistens Notfälle. Einerseits gehen Abrisse oft mit massiven Blutungen einher. Andererseits sind derartige Verletzungen auch mit beachtlichen Gewebezerstörungen verbunden. Und nicht zuletzt ist die Futteraufnahme des Tieres in Frage gestellt. Die Behandlung von Schnabelfrakturen ist darauf ausgerichtet, die Funktion und insbesondere die normale Nahrungsaufnahme möglichst rasch wiederherzustellen. Besonderes Augenmerk ist auf die Vermeidung einer Infektion zu richten.Kleinere Verletzungen können mittels Drahtcerclagen und/oder mittels Epoxydharz stabilisiert werden.Größere Abrißfrakturen, bei denen meist ein Teil oder sogar der ganze Schnabel verloren ist, bedürfen einer eingehenden Abklärung, bevor ein Therapieversuch unternommen wird.Auf Grund der Risiken bei einem sofortigen Einsatz einer Schnabelprothese sollten zuerst die Möglichkeiten der weiteren Futteraufnahme geprüft werden (Fütterung durch Partner, Fütterung per Sonde). Oft gewöhnen sich die Pfleglinge relativ schnell an die selbstständige Aufnahme aufgeweichten Pellettfutters. Der Heilungsprozess und die Regeneration des Schnabels nehmen oft Monate in Anspruch.
Die Ursache für diese Missbildung ist weitestgehend unbekannt. Neben genetischen Defekten werden Entwicklungsstörungen, Vitamin-D3-Mangel, Schimmelgifte sowie Haltungsfehler (senkrechte Käfiggitterstäbe) diskutiert. Es können sowohl junge als auch erwachsene Vögel betroffen sein. Meistens ist der Oberschnabel seitlich verschoben. Dies führt zu einer schrägen Abnutzung des Unterschnabels, was wiederum oft erst im fortgeschrittenen Stadium registriert wird.
Die Behandlung des Kreuzschnabels kann bei Jungvögeln durch manuellen Druck entgegen der Fehlstellung mehrmals am Tag über mindestens zehn Minuten erfolgen. Bei älteren Vögeln kann ein häufiges Zurechtschleifen des Schnabels im Abstand von ca. 1 – 3 Monaten und u. U. der Einsatz „orthopädischer“ Prothesen zu einer Besserung des Zustandes führen.
Die Ursache, dieser bei Kakadus häufiger vorkommenden Erkrankung ist nicht bekannt. Oft ist die Missbildung angeboren. In der Mehrzahl der Fälle ist der Oberschnabel verkürzt und eingerollt, so dass der Unterschnabel teilweise über dem Oberschnabel zu liegen kommt. Es kommt zu einer Behinderung der Futteraufnahme. Die Behandlung kann bei jungen Vögeln durch manuelle Therapie erfolgen, in dem der Oberschnabel des Öfteren in die physiologische Position gedrückt wird. Ebenfalls bei Jungvögeln kann eine Oberschnabelprothese aus Epoxydharz angebracht werden. Diese ist derart gestaltet, dass sie zu einer Verlängerung des Oberschnabels führt. Dadurch kommt die Spitze vor dem Unterschnabel zu liegen. Durch die Beißbewegung wird der Oberschnabel nach und nach in die normale Position gedrückt.