Durch Parasiten hervorgerufene Erkrankungen werden Parasitosen genannt. Parasiten zählen selbst bereits zu den Lebewesen und erstrecken sich vom mikroskopisch kleinen Einzeller bis zu den hochentwickelten Spinnentieren. Je nach Lokalisation unterscheidet man Endo- (im Inneren des Wirtstieres) und Ektoparasiten (außerhalb des Wirtstieres). Während Federlinge und Federmilben nur bedingt krankmachend sind, können andere Parasiten für Vögel tödlich sein. Parasitosen sind durch entsprechende Antiparasitika heute im Allgemeinen gut behandelbar.
Parasit | häufig | selten |
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Kokzidien | Kanarien, Singvögel, Tauben | Wellensittich |
Trichmonaden | Taube, Wellensittich, Nymphensittich | Psittaciden, Kanarien |
Darmflagellaten | Finken, Psittaciden, Tauben | |
Spulwürmer | Psittaciden, Tauben, Finken, Drosseln | |
Tauben, Drosseln | Finken, Psittaciden | |
Bandwürmer | überwiegend aus Tropen importierte Psittaciden (1. Generation) | |
Weichfresser (fressen Sammelwirte wie z. B. Regenwürmer) | ||
Luftsackmilben | Finken, Prachtfinken | alle übrigen Vögel |
Schnabelräude | Wellensittich | übrige Prittaciden |
Hühnervögel | Tauben, Singvögel (bes. Kanarien) | |
Federlinge | alle Vögel | |
Federmilben | alle Vögel |
Kokzidien sind einzellige Lebewesen, die in der Darmwand ihrer Wirte leben und sich vermehren, wobei Zellen der Darmschleimhaut zerstört werden. Ihr Reservoir sind dauerhaft (latent) angesteckte Altvögel sowie natürlich befallene, zugekaufte Wildvögel. Auch kontaminierte Futtermittel, Bodeneinstreu, Nistunterlagen, Transport‑ oder Ausstellungskäfige usw. kommen als Infektionsquellen in Frage. Das Krankheitsbild einer Darmkokzidiose ist durch Allgemeinstörungen gekennzeichnet sowie mit verminderter Futter‑ und Wasseraufnahme verbunden. Ein kotverschmutztes Kloakengefieder weist auf den wässrig‑schleimigen, seltener blutigen Durchfall hin. Die Erkrankungs- und Sterberaten können bei den Jungvögeln einer Voliere 10‑60 % betragen. Bei langsamerem (chronischem) Krankheitsverlauf älterer Vögel fallen vor allem Abmagerung, Durchfall und auch Austrocknung auf. Bei Kanarienvögeln, Girlitzen und bei weiteren Finken und Weichfresserarten (Erreger sind „Isospora“-Arten) tritt die „Rotbäuchigkeit“ (sichtbar und fühlbar geschwollene Leber) in den Vordergrund. Als Prophylaxe ist bei importierten Wildfängen aus Afrika und Asien (Girlitze, Astrilde, Weichfresser) unbedingt eine mehrwöchige Quarantäne gekoppelt mit Kotuntersuchungen einzuhalten. In gefährdeten Beständen sollten regelmäßig Sammelkotproben untersucht werden. Bei auf den Darm beschränkten Kokzidiosen ist regelmäßiger Einstreuwechsel (möglichst täglich) sinnvoll. Die Behandlung der Kokzidiosen ist in starkem Maße ein Wettlauf mit der Zeit. Eine Keimabtötung des Geheges mit geeigneten Mitteln oder Verfahren (z.B. „Abflammen“) sollte sich jeder Behandlung anschließen.
Der Einzeller „Trichomonas gallinae“ aus der Gruppe der Flagellaten ist als Ursache des Gelben Knopfes bei Tauben bekannt, tritt aber auch als Krankheitserreger bei Wellensittichen, Nymphensittichen (sowie vereinzelt anderen Papageienvögeln) und gelegentlich bei Kanarien auf. Ausgehend von feinen Schleimhautschädigungen dringen die Erreger ins Gewebe ein und lösen die Bildung herdförmig wachsender, gelber, käsiger Wucherungen bis in tieferliegendes Gewebe aus. Bei einer allgemeinen Abwehrschwäche finden weitergehende Besiedlungen innerer Organe statt. Man unterscheidet deshalb zwischen der äußeren Schleimhaut‑ oder Rachentrichomonadose, der Nabeltrichomonadose und der inneren Leber‑ und Herztrichomonadose. Das Krankheitsbild ist oft von Atemnot (z. B. Taubenvögel) , bzw. Kropfentzündung, verbunden mit Erbrechen und schleimigen Belägen in der Schnabelhöhle (z. B. Wellensittiche, Kanarien) und einer Sterberate bis über 40% geprägt. Schleimige, tropfenartig an der Kloake klebende Kothaufen können ebenfalls ein Hinweis sein. Strenge Trinkwasserhygiene und Quarantäne bei Zukäufen (gegebenenfalls mit Tupferprobe oder vorbeugender Behandlung) sind wichtige Punkte der Prophylaxe (Vorbeuge). Bei Tauben und Sittichen sollte in bereits betroffenen Beständen eine Behandlung bei den Elternvögeln einige Tage vor dem Schlupf durchgeführt werden. Selbst wenn eine Trichomonadose nur bei einzelnen Vögeln ausbricht, ist dies immer als ein Bestandsproblem anzusehen. Zur Behandlung stehen nach erfolgter mikroskopischer Diagnose (beweisend sind sich noch bewegende Trichomonaden aus einem Kropf- oder Schnabelabstrich) sehr gute Medikamente (meist in Tabletten- oder Pulverform) zur Verfügung, die u. U. sogar nur einmalig verabreicht werden müssen.
Verschiedene Flagellatenarten (Geißeltierchen) besiedeln bei Sittichen, Papageien, Finken und Tauben den Darmtrakt, wobei es zu den dadurch bedingten Darmentzündungen (Durchfall) fast ausschließlich bei Jungvögeln kommt. Die Sterberate kann zwischen 20 und 80 % liegen. Die Krankheit tritt vor allem bei frisch ausgeflogenen Jungvögeln im Alter von zwei bis etwa zehn Wochen in Form eines stinkend wässrigen bis blutigen Durchfalles (reiswasserähnlich) auf. Der Kot kann zum Teil auch unverdaute Samenkörner enthalten. Quarantäne zugekaufter Jungvögel, Verzicht auf die Ammenaufzucht bei Prachtfinken und Fütterungshygiene gehören zu den vorbeugenden Maßnahmen. Die Behandlung mittels geeigneter Medikamente wird durch Wärmezufuhr sowie vitaminreiches und nährstoffreiches Futter ergänzt.
Es werden bei Ziervögeln unterschiedliche Spulwurmarten gefunden, deren Größe sich zwischen 20 und 50 mm bewegt. Durch schlangenhafte, starre (drahtähnliche) Körperverwindungen verkeilen sich die Spulwürmer im Dünndarminneren, um nicht mit der Darmbewegung (Peristaltik) abgetrieben zu werden. Die Ansteckung mit Spulwürmern erfolgt bei der Futtersuche; nachdem sich aus dem Spulwurm-Ei eine ansteckungsfähige Larve entwickelt hat, was in einer feuchtwarmen Umgebung innerhalb von 10 bis 17 Tagen abgeschlossen sein kann. Bei entsprechender Empfänglichkeit des Wirtsvogels (z. B. jung oder gestresst) kann sich aus der aufgenommenen Larve in vier bis sechs Wochen ein Spulwurm entwickeln. Erkrankte Vögel zeigen einen weichen bis wässrigen Durchfall, langsame Abmagerung mit nachfolgenden Allgemeinstörungen, welche in Einzelfällen zum Tode führen können. In Volieren mit Naturboden sollten mindestens zweimal jährlich Sammelkotproben untersucht bzw. gleich vorbeugende Wurmkuren durchgeführt werden. Einen sehr guten Schutz vor einer Spulwurmlarven-Aufnahme bieten Hochgehege (erdbodenfreie Haltung). Zur Bekämpfung der Parasiten steht eine Vielzahl guter Präparate zur Verfügung. Bei Sittichen und Papageienvögeln sollte zwecks einer sicheren Dosierung die Einzeltierverabreichung gegenüber einer Verabreichung des Mittels über die Tränke (andere Wasserquellen verhindern!) den Vorzug bekommen.
Haarwürmer können in der Volierenhaltung alle Ziervögel befallen. Sie parasitieren je nach Erregerart z. B. in der Schleimhaut des Schlundes und Kropfes bzw. in der Darmschleimhaut. Häufiger werden Haarwürmer bei Tauben und Drosseln, seltener bei Finken und Papageien gefunden. Es handelt sich um haarfeine Würmer von einer Länge bis 25 mm bei einer Breite von 0,1 mm. Während einige Haarwurmarten zu ihrer Entwicklung Regen‑ oder Tauwürmer als Zwischenwirte benötigen, entwickeln sich andere Arten im feucht-warmen Erdboden innerhalb einer Woche direkt vom Ei zum ansteckungsfähigen Embryo. Haarwurm-Eier sind sehr widerstandsfähig und können im Boden bis zu zwei Jahren ansteckungsfähig bleiben. Die Ansteckung findet über die direkte Aufnahme der Eier statt oder erfolgt über den Verzehr von larvenhaltigen Zwischenwirten oder Sammelwirten. Haarwürmer bohren sich mit ihrem Vorderteil in die Schleimhaut von Schlund, Kropf bzw. Darm. Dort verursachen sie bei massiver Besiedlung schwere Schleimhautschädigungen. Durch Schleimhautwunden sind Verdauungsstörungen, Blut- und Flüssigkeitsverluste und Eintrittspforten für bakterielle Erreger gegeben. Bei Jungvögeln kann es bei einem starken Befall bereits nach einem einwöchigen Krankheitsverlauf zum Tod kommen. Die Bodenhygiene und –sanierung (möglichst Hochgehege) sind die Grundpfeiler der Prophylaxe (Vorbeuge). Diese wird durch regelmäßige Kotuntersuchungen bzw. vorbeugende Behandlungen des gesamten Vogelbestandes (bei Bodenkontakt 2 x im Jahr) bzw. bei zugekauften Vögeln (unverzüglich) ergänzt. Die Behandlung erfolgt analog der von Spulwürmern, wobei eine Verdoppelung der Behandlungsdauer (3 bis 4 Tage) notwendig ist.
Bei Tauben, Drosseln, Papageienvögeln und seltener bei Finken lassen sich Bandwürmer nachweisen. Die Entwicklung der Bandwürmer erfolgt immer über spezifische Zwischenwirte wie Schnecken, Würmer sowie verschiedene Insekten (z. B. Schaben, Käfer, Stubenfliegen, Ameisen). Nach vorherrschender Lehrmeinung leben die konkreten Zwischenwirte unserer exotischen Vögel nicht in unseren Breiten, sodass sie sich noch vor dem Einfangen angesteckt haben müssten. Da auch bei europäischen Nachzuchten gelegentlich Bandwürmer nachgewiesen werden, wird die Wirtsspezifität dieser Parasiten zumindest teilweise in Frage gestellt. Bandwürmer verankern sich mit dem charakteristischen Hakenkranz (Rostellum) in den Darmeigendrüsen. Die Darmschleimhaut kann so mechanisch verletzt werden. Als Krankheitsbild wird ein gering- bis mittelgradig gestörtes Allgemeinbefinden und schleimiger Durchfall bei langsamer Abmagerung beschrieben. Manchmal registriert der Vogelhalter den Abgang der durch raupenartige Eigenbewegung auffallenden frischen Bandwurmglieder oder nach Kotabsatz aus der Kloake hängende „Fäden“. Bei einem massiven Befall mit großen Bandwürmern kann es durch Knäuelbildung zu einem Darmverschluss und so zum Tode kommen. Bei einem „Bandwurmproblem“ sollte neben der medikamentösen Behandlung der befallenen Vögel der Zugang zu potentiellen Zwischenwirten verwehrt werden (z. B. Hochgehege). Importierte Wildvögel sollten grundsätzlich einer vorbeugenden Bandwurmbehandlung unterzogen werden.
Der Luftröhrenwurm hat eine Größe von 12‑18 mm und ist bei entsprechender Beleuchtung im oberen Drittel der Luftröhre als ein „Y“ sichtbar. Es sind vor allem Weichfresser (z. B. Drosseln, Nachtigallen), Stare sowie Tauben und Rabenvögel betroffen, die als bevorzugte Nahrung die Sammelwirte (Regenwürmer, Schnecken usw.) des Luftröhrenwurmes aufnehmen. In der Luftröhre der befallenen Vögel heften sich die weiblichen Parasiten mit ihrem Saugnapf an die Schleimhaut, wodurch lokale Entzündungen im Bereich der Saugstellen und bei einem hochgradigen Befall der Erstickungstod (durch Schleimmassen) folgen können. Eine Ansteckung kann durch Fernhalten der Sammelwirte (z. B. Hochgehege) weitestgehend verhindert werden. Zur Behandlung eignen sich nahezu alle bekannten Wurmmittel.
Die blutsaugenden Luftsackmilben kommen bei vielen Vogelarten vor, zu einer sichtbaren Erkrankung kommt es allerdings überwiegend bei Finken und Prachtfinken. Die Übertragung der Milben erfolgt durch Schnabelkontakt bzw. über das Trinkwasser oder das Futter. Durch die milbenbedingte Reizung der Atemwegsschleimhäute kommt es zu einer starken Schleimbildung, welche die Ursache für einen Erstickungstod oder für einen Stimmverlust bei erwachsenen Finken sein kann. Bei rechtzeitigen bzw. bei entsprechenden vorbeugenden Behandlungen muss es bei den heute zur Verfügung stehenden Präparaten zu keinen nennenswerten Verlusten kommen.
Mit Räudemilben infizierte Vögel können in Ausnahmefällen über Monate oder Jahre unauffällig bleiben und erst nach Stress entsprechende Krankheitsbilder entwickeln. Bei Sittichen - insbesondere Wellensittichen - und Papageien findet man die Schnabelräude (Erreger: Knemidocoptes pilae). Bei Tauben, Singvögeln (Kanarien und andere Finken) und vor allem bei Hühnervögeln treten besonders die Erreger der Kalkbeinräude auf. Die Räude kann verkompliziert werden, wenn in die vorgeschädigte Haut Bakterien eindringen und aufsteigende Entzündungen hervorrufen. Charakteristische Krankheitsbilder sind die schwammartig porösen, zum Teil kalkgrau bis weiß oder gelblich gefärbten Hornhautwucherungen, welche in Ausnahmefällen auch an untypischen Stellen (Bürzeldrüse, Kloake, Flügelspitzen) auftreten können. Als Vorbeugemaßnahme sollten neuerworbene Vögel auf Vogelräude gegebenenfalls mit der Lupe untersucht und im Verdachtsfall präventiv behandelt werden. Eine Behandlung der Erkrankung bereitet heute keine größeren Probleme.
Federlinge zählen zu den permanenten, äußerst wirtsspezifischen Ektoparasiten (z. B. gibt es spezifische Kanarienfederlinge, Buchfinkenfederlinge, Nymphensittichfederlinge usw.), die lichtscheu zwischen den Federfahnen oder an deren Unterseite der Federn leben. Federlinge sind als Lästlinge einzustufen, die sich fast nur durch Abgrasen von Federmaterial ernähren und nur in Ausnahmefällen Blut oder Gewebeflüssigkeit aufnehmen. Bei mangelnder Gefiederpflege (z. B. bei Schnabelverletzung u.ä.) kann es zu einer Vermehrung der Parasiten und zu sichtbaren Schädigungen der Federfeinstruktur kommen. Dies kann als Indikator für ein gestörtes Allgemeinbefinden oder sonstige Probleme gewertet werden. Betroffene Vögel zeigen ein glanzloses und struppiges Gefieder und je nach Haupterkrankung ein mehr oder weniger hochgradig gestörtes Allgemeinbefinden und in Ausnahmefällen eine Blutarmut. Unruhe und auffälliges Gefiederputzen können ein Hinweis auf Federlinge sein, welche u. U. mit bloßem Auge oder unter Zuhilfenahme einer Lupe im Schattenbereich der Federfahnen durch Abspreizen des Gefieders zu sehen sind. Oft sieht man aber nur die Nissen bzw. die typischen Fraßspuren. Vorbeugend sind Kontrollen des Gefieders bei Neuzugängen, Maßnahmen zur Sicherung der natürlichen Gefiederpflege (artgerechte Gruppengrößen und ‑zusammensetzungen, Anbieten von Bademöglichkeiten), und gegebenenfalls auch Korrekturen der Schnabelform durchzuführen. Die Parasiten können durch vogelverträgliche Kontaktinsektizide bekämpft werden.
Federmilben sind ähnlich wie Federlinge sehr wirtsspezifisch und als Lästlinge einzustufen. Federspulmilben zerfressen die Markkappen der Federspulen und führen je nach Befallstärke zu unausgereiften, brüchigen Federn. Die Federmilben lassen sich mit einer Lupe am Tier oder mit dem Mikroskop in einer Federprobe direkt nachweisen. Beim Nachweis der Parasiten oder im Verdachtsfall können diese problemlos mittels Sprühbehandlung oder des Pour-on-Verfahrens bekämpft werden.