„Vogelgrippe“ = Klassische Geflügelpest (KP) und Newcastle-Krankheit (ND)

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Bei der Geflügelpest kann es sich um zwei Erkrankungen der Vögel handeln, welche trotz eines ähnlichen Krankheitsbildes durch zwei grundverschiedene Viren verursacht werden: Während die so genannte „Klassische Geflügelpest“ (KP) durch einige Subtypen der Influenza–Viren verursacht wird, wird die „Atypische Geflügelpest“ (welche nach ihrem Erstausbruchsort  auch „Newcastle – Krankheit“ oder kurz „ND“ oder „NK“ genannt wird) durch ein Paramyxovirus hervorgerufen. Während die „Atypische Geflügelpest“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Vordergrund stand, trat zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder die „Klassische Geflügelpest“ (jetzt überwiegend „Vogelgrippe“ genannt) ins Visier.

Eine Schutzimpfung gegen die KP gestaltet sich im Gegensatz zur ND u. a. aufgrund der Variabilität des Erregers als schwierig, ist aber grundsätzlich möglich. Daher, sowie bedingt durch den unsicheren immunologischen Effekt der Impfung (geimpfte Tiere erkranken in der Regel nicht mehr, können sich aber trotzdem anstecken und das Influenza-Virus ausscheiden) wurde bisher nur in Ausnahmefällen geimpft. Gesamtwirtschaftlich erwies sich die Keulung der betroffenen (Wirtschaftsgeflügel-) Bestände bei beiden Seuchen als die Erfolg versprechendste Lösung.

Beide Erkrankungen verlaufen bei den verschiedenen Vogelarten unterschiedlich dramatisch, wobei Hühnervögel in beiden Fällen am schwersten betroffen werden. Wasservögel (insbesondere Enten und Gänse) erkranken in der Regel nicht, können sich aber infizieren und zu Virusausscheidern werden. Daher spielen sie bei der Weiterverbreitung der Seuchen eine bedeutende Rolle. Tauben sind viel weniger empfänglich für die entsprechenden Viren und spielen bislang bei der Verbreitung nur als Vektor (passive Übertragung) eine Rolle. Über Psittaziden (Papageienvögel) und andere exotische Vögel findet man in der Literatur sehr unterschiedliche Angaben. Insgesamt gelten sie als mäßig empfänglich für die beiden Erkrankungen. Bei Kanarien und anderen Vögeln der Ordnung Passeriformes (Sperlingsvögel) sind beide Krankheiten hoch ansteckend und verlaufen meist akut und mit einer hohen Sterblichkeit.

Das Krankheitsbild der beiden Infektionskrankheiten unterscheidet sich bei Hühnervögeln in folgenden Punkten:

- Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) der KP ist mit 1 bis 3 Tagen kürzer als bei der ND mit 4 bis 6 Tagen.

    - Die Krankheitsdauer des Einzeltieres beträgt bei der KP 1 bis 3 Tage; bei der ND selten nur 2 bis 3 Tage, meist ca. 1 Woche.

    - In der Herde ist das Krankheitsgeschehen bei KP ohne Eingriffe des Menschen innerhalb einer Woche „abgeschlossen“; bei der ND kann sich dies über Wochen hinziehen.

    - Das Krankheitsbild eines KP– kranken Huhnes wird bestimmt durch Schwellungen (Ödeme) im Kopfbereich und blutig-seröse Flüssigkeit auf den Schleimhäuten des Kopfes. Bei der ND dominieren seröser (wässrig-schleimiger) Nasen- und Schnabelausfluss sowie Bläue (Zyanose) der Kopfanhänge und Flüssigkeitsverlust (Dehydratation) des Tierkörpers.

Bedeutung für die Gesundheit des Menschen

Für Säuger (einschließlich des Menschen) galten bis zum Ende des 20. Jahrhunderts beide Tierseuchen als unbedenklich, was seit Beginn des 21. Jahrhunderts für die „Klassische Geflügelpest“ (zumindest für den Subtyp H5N1, var. Asia = „Vogelgrippevirus“) bei sehr starkem Infektionsdruck nicht mehr zutreffend ist. Richtig gefährlich werden könnte das Virus allerdings nur dann, wenn sich ein Mensch gleichzeitig mit dem Vogelgrippevirus und dem menschlichen Grippevirus infizieren würde. Dann nämlich bestände die Möglichkeit, dass beide Viren genetisches Material austauschen könnten und das daraus entstehende Virus die Infektiosität des Menschengrippevirus und die Gefährlichkeit des Vogelgrippevirus hätte. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist äußerst gering, aber nicht völlig auszuschließen.