Federverlustsyndrom, Circovirusinfektion - Psittacine beak and feather disease (PBFD)

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Diese Erkrankung wurde 1984 erstmals in Australien beschrieben. Die damals häufig bei  Kakadus vorkommende PBFD ist heute bei sehr vielen Psittaziden weltweit bekannt. Neben Aras, Graupapageien, Edelpapageien und Amazonen tritt die Erkrankung in den letzten Jahren stark zunehmend bei sehr häufig gehaltenen Arten wie Wellensittichen und insbesondere Agaporniden auf. Auch aus diesem Grunde sollten diese Arten möglichst nicht mit wertvolleren Vögeln in einer Anlage gehalten werden.

Es gibt immer seltener das klassische Bild der PBFD, welches gekennzeichnet ist durch typische Federveränderungen sowie Veränderungen des Schnabelhorns. Vielmehr sind die Anzeichen der Erkrankung viel unauffälliger. Wellensittiche verlieren während des Fluges plötzlich Federn, welche allerdings völlig normal aussehen. Sehr oft werden Virusträger nur bei Routineuntersuchungen entdeckt, ohne dass überhaupt Krankheitsanzeichen registriert werden. Natürlich können solche Vögel trotzdem das Virus weitergeben und dadurch beträchtlichen Schaden im Bestand anrichten. Außerdem hat der Erreger die unangenehme Eigenschaft, sehr lange in der Außenwelt zu überleben. Und nur sehr wenige Desinfektionsmittel wirken zuverlässig gegen Circoviren.

Durch den Befall von für das Immunsystem wichtigen Organen (Bursa fabricii und Thymus) sowie Schädigung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) wird die körpereigene Abwehr stark geschwächt. Viele Vögel sterben innerhalb von 2 Jahren an Sekundärinfektionen, z.B. durch Pilze (Aspergillose) oder Bakterien.

Beim klassischen Krankheitsbild wird zwischen der akuten und der  chronischen Form unterschieden. Die akute Form - welche bevorzugt bei Jungtieren kurz vor dem Ausfliegen beobachtet wird – äußert sich durch Abgeschlagenheit, aufgeplustertes  Gefieder, Fressunlust und hohe Todesraten (oft verbunden mit einer massiven Leberschädigung). Die chroni­sche Form äußert sich durch abnormales Federwachstum. Als typisch werden die sanduhrförmigen Einziehungen im Bereich neu gebildeter Federn angesehen. Gelegentlich können deformierte oder verfärbte Federn sowie Blutungen in den Federschäften beobachtet werden. Meist verschlimmern sich die Federveränderungen von Mauser zu Mauser. Als weiteres Symptom kommt es in manchen Fällen zu Veränderungen des Schnabelhorns. Hier können vermehrtes Längenwachstum sowie Gelb- und Grauverfärbung beobachtet werden. Mit Fortdauer der Erkrankung wird das Schnabelhorn zunehmend brüchiger, wodurch es zur Ausbildung von Rissen und teilweise zum Abbrechen des Schnabels kommen kann. Bei manchen Vögeln treten auch Krallenveränderungen auf.

Behandlung

Eine Möglichkeit, das auslösende Virus direkt zu bekämpfen, gibt es leider nicht. Auch ein Impfstoff steht nicht zur Verfügung. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, in denen das Virus nach einer bestimmten Zeit nicht mehr nachweisbar ist und die betroffenen Vögel auch keine Krankheitszeichen mehr aufweisen. Bei optimaler Haltung und Fütterung sowie Stressvermeidung wird das Immunsystem entlastet. Außerdem kann das Immunsystem mit verschiedenen Immunstimulantien zusätzlich gestärkt werden. Das Feder- und Schnabelwachstum kann mit speziell auf Vögel abgestimmten Vitamin- und Nährstoffpräparaten zusätzlich positiv beeinflusst werden. Ob das Virus völlig aus dem Vogel eliminiert werden kann, lässt sich nach gegenwärtigem Stand der Wissenschaft nicht eindeutig sagen. Jedoch steigt die Wahrscheinlichkeit dafür umso mehr, je länger in dem betroffenen Vogel das Virus nicht mehr nachgewiesen wird. Neben der Stressvermeidung und Immunstimulation ist die dritte Säule der Behandlungsstrategie die Desinfektion. In PBFD-Beständen müssen die Volieren und sämtliche Gegenstände regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden. Dadurch kann der Erregerdruck auf noch nicht infizierte Vögel stark vermindert werden.

Bestandssanierung

Ist die PBFD einmal in einem Bestand aufgetreten, so gestaltet sich eine Sanierung schwierig und langwierig. Vögel in Zuchtbeständen, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, sind sofort aus dem Bestand zu separieren, damit sie nicht weitere Vögel anstecken können. Es ist sehr problematisch, mit diesen Vögeln weiter zu züchten, auch wenn sie keinerlei Anzeichen für PBFD zeigen. Sie können trotzdem das Virus ausscheiden und die Jungtiere infizieren. Die Virusausscheidung erfolgt hauptsächlich über den Kot, aber auch über den Kropfinhalt (Füttern der Jungtiere) sowie über Federstaub. Eine Übertragung auf das Küken im Ei gilt als sehr unwahrscheinlich, jedoch kann es sich nach dem Schlupf durch Viren, die auf der Eischale zurückgeblieben sind, infizieren. Auf der Grundlage der Erkenntnis, dass sich Vögel hauptsächlich in den ersten beiden Lebensjahren infizieren, ist das Separieren der Jungtiere vom übrigen Bestand in dieser Zeit ein wichtiger Bestandteil der Sanierung eines verseuchten  Bestandes. Soll mit Vögeln, die als Virusträger erkannt wurden, dennoch weiter gezüchtet werden, so empfiehlt sich aus tierärztlicher Sicht, die Eier in der Brutmaschine auszubrüten und sie bereits sofort nach dem Entnehmen aus dem Nest mit einem gut gegen Circo-Viren wirkenden Mittel zu desinfizieren. Die Jungvögel sollten mit der Hand aufgezogen werden, soweit keine virusnegativen Ammentiere als Ersatzeltern in Frage kommen.

Vorsorgeuntersuchung

Wegen der eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten und des sehr hohen Aufwandes im Falle der Bestandssanierung kommt der Vorsorgeuntersuchung eine besondere Bedeutung zu. Eine Circovirus-Infektion kann am lebenden Vogel durch die Untersuchung von Feder- und/oder Blutproben auf das Vorhandensein der erregertypischen Virus-DNA festgestellt werden. Ganz wichtig ist diese Untersuchung bei Neuzugängen während der Quarantäne. Zur Diagnostik sollten frische Federn mit Blutkielen oder Federpulpa sowie zur Erhöhung der Aussagekraft zusätzlich eine Blutprobe eingesandt werden. Es ist bei der Entnahme der Federprobe peinlichst darauf zu achten, dass diese nicht mit Material in Berührung kommt, welches mit dem Virus kontaminiert sein könnte.

Empfehlenswert ist eine Nachtestung nach ca. 3 Monaten. Ist der zweite Test ebenfalls positiv, so muss von einem permanenten Virusträger und einer Ansteckungsquelle für andere Vögel ausgegangen werden. Um die Aussagekraft zu erhöhen, sollten aber auch negative Testergebnisse nochmals abgeklärt werden, denn das Virus ist nicht immer im Blut (und auch nicht in allen Federn) nachweisbar. In seltenen Ausnahmefällen kann noch eine dritte Testung nach weiteren 3 – 6 Monaten notwendig werden.

Es versteht sich von selbst, dass diese Vögel solange von anderen getrennt gehalten werden müssen bis sicher ist, dass sie keine Infektionsgefahr darstellen.